Reiten:

"das Zwiegespräch zweier Körper und zweier Seelen,

das dahin zielt, den vollkommenen Einklang

zwischen ihnen herzustellen."

Zitat Waldemar Seunig


Blog zum Thema Mut:

Was bedeutet eigentlich Mut?

Es gibt so viele Bereiche oder Situationen im Leben, wo man Mut haben soll oder “den Mut aufbringen” soll.

Impliziert Mut haben, mutig sein, gleich die Anwesenheit von Angst?

 

Ein Zögern auf Grund von Unsicherheit und Angst?

Es bedarf Mut, den Schwarm in der Schule oder in der Bar anzusprechen.

Es bedarf Mut, aus dem Elternhaus auszuziehen und endlich auf eigenen Füßen zu stehen. Für einige bedarf es Mut vom 5 Meter Brett im Schwimmbad zu springen oder sich auf einen Job zu bewerben, der eigentlich etwas zu hoch für einen scheint. So viele Situation fallen sicher jedem ein, indem er Mut aufbringen musste, und dass sind scheinbar normale alltägliche Situationen.

Ich möchte aber gerne über Mut sprechen, im Besonderen bei der Bewältigung von Traumata wie Unfall oder Belastungsstörungen vielfältiger Art. Meist gehen diese Situationen, die uns herausfordern allen Mut aufzubringen, immer einher mit Angst, Unsicherheit und Zweifel. Was folgt sind oft die Vermeidung und Entschuldigungen, ja geradezu Ausreden, warum man etwas nun doch nicht machen kann.

Nach meinem Unfall habe ich mich langsam wieder an das Reiten herangetastet, und doch war ich ungeduldig mit mir. Ich hatte lange Phasen der Frustration und Sorge, dass ich es nicht hinkriege. Versagensangst ist ein Riesenhemmschuh, wenn es darum geht etwas anzugehen und einfach mal zu probieren. Mein erster Schritt war mich körperlich so richtig fit zu machen, mein Gleichgewicht, Kraft und Ausdauer zu verbessern und damit auch meinen Reitersitz. Hilfengebung und Einwirkung wurden feiner, präziser und für das Pferd wieder verständlich. Bei erfahrenen Pferden, die ich kannte und einschätzen konnte, war das alles kein Problem. Junge Pferde oder unbekannte bereiteten mir Kopfschmerzen. Also nahm ich Unterricht auf fremden und jungen Pferden. Anfangs stieg ich nicht nur mit Unsicherheit auf, sondern auch mit wackeligen Knien wieder ab.

Ein guter einfühlsamer, aber bestimmter Trainer ist sehr wichtig, um über Unsicherheiten weg zu reiten. Jemand der Deine Gefühle annimmt, Dir Sicherheit gibt und ermutigt es doch zu probieren, und wenn Du nur einmal kurz angaloppierst. Egal.

Meine größte Angst war gar nicht so sehr wieder zu fallen, sondern dass ich in einer unsicheren Situation wie ein Wegspringen zum Beispiel falsch reagiere, das Pferd falschen Input bekommt, dadurch falsch reagiert oder auch verritten wird. Diese Momente wurden weniger und viel besser.

 

Als es darum ging die Pferde allein zu reiten, fielen mir immer neue Ausreden ein, warum es heute keine gute Idee wäre zu reiten. Schlechtes Wetter, keiner am Stall, viel Trubel, Stute nebendran, Pferd war schon an der Longe zu lustig und so weiter und so weiter. Also machte ich mir einen Wochenplan. Dann gab es keine Ausrede mehr, die Aufgabe musste erledigt werden. Das brachte den Knoten zu platzen. Es wurde immer besser, die Unsicherheiten ließen nach und selbst kleine Erschrecker löste ich mit einem Lächeln und dem inneren Schenkel. Eines Tages wurde ein Pferd geritten, ich kannte es, aber wirklich viel wusste ich von ihm nicht. „Willst Du ihn mal ausprobieren?“ Ich überlegte vielleicht eine Sekunde und antwortete nur dass ich meinen Helm und Stiefel hole. Das war ein Meilenstein und was war ich so stolz auf mich und dankbar für so viel Unterstützung. Was mich seitdem begleitet ist ein Satz eines großartigen Menschen: „Das war Mut, Machen und Tun!!!“

 

Blog zum Thema Lob:

 

Am Ende der Reitstunde blickt die Stute mit gespitzten Ohren und wachem Auge in Richtung Kamera. „Man könnte den Eindruck haben sie schaut mich an.“ merkte ich an. Die Schülerin erwiderte, dass sie schon öfter den Eindruck hatte, dass ihre Stute mich hören kann. Rein praktisch gar nicht möglich, da die Schülerin ja nur über Kopfhörer mit mir verbunden ist.

Wie kann das also sein?

Wir wissen ja, dass Pferde unwahrscheinlich empathisch und sensibel sind, sehr schnell Energien aufnehmen und nach Außen spiegeln. Genau deshalb ist für mich so wichtig ein positives Umfeld zu schaffen, sei es im Training mit dem Pferd oder im Unterricht.

Lob, sofern es ehrlich und konkret ist, ist motivierend, wirkt wie ein Dünger. Wir können damit indirekt ein gewünschtes Verhalten verstärken.

Aber wieso reagiert die Stute, ohne ein Lob zu hören? Was passiert, wenn wir loben?

Das kann jeder selbst testen in dem einmal „Gut“ sagt und einmal „guuuuuuuut“.

Wir atmen aus, die Stimmlage wird zum Ende weicher und tiefer, der Körper kommt dadurch in einen Status der Ruhe und Entspannung und genau das spürt die Stute. Wenn ich das Lob oder das positive Feedback nun über die Kopfhörer an die Reiterin weitergebe, und da ist es egal ob für die Reiterin bestimmt oder für das Pferd, atmet die Reiterin aus, die Schultern sowie die Unterarme entspannen, der Sitz wird tiefer und feiner die Zügelhand. Damit kann das Pferd arbeiten und wird meist im gleichen Moment nachgeben, ausatmen oder abschnauben.

Habt ihr schon mal euer Pferd nachgemacht, wenn es abschnaubt? Die meisten Pferde machen tatsächlich mit, es ist ansteckend, wie wenn man jemand gähnen sieht. 😊

 

Lobt Eure Pferde und lobt Euch mehr, das bringt manchmal auch den Druck und die Spannung aus einer unsicheren Situation. Es motiviert und bringt wieder Bewegung ins Spiel. Lobt bewusst, zeitnah und nachvollziehbar und kommentiert evtl. mal eine unerwünschte Situation nicht. Löst sie auf, probiert oder erklärt das gewünschte noch mal und lobt bei gutem Ergebnis, sei das Ergebnis auch noch so klein. So bleiben alle Parteien hochmotiviert und es lernt sich viel leichter. In diesem Sinne, schönes Wochenende! 😊

 

Blog zum Thema In Bewegung bleiben:

 

Der ein oder andere hat es sicher schon selbst erlebt. Etwas, jemand, eine Situation stresst Dich oder es ist gerade etwas vorgefallen, was Dich bis ins Mark erschreckt hat – Stillstand, Bewegungslosigkeit, der Atem ist flach, es wird Dir heiß und kalt.

Man fühlt sich wie versteinert, der Kopf dreht sich und das eigentlich Einfache lässt sich nicht mehr erledigen. Verdrängt man diese Gefühle und nimmt sie nicht ernst, bleibt der Körper in diesem Verteidigungsmodus hängen, die Muskulatur ist angespannt und Reaktionen werden schnell scharf oder bleiben aus.

In der Bewältigung von Traumen, Stresssituationen, gerade in Bezug auf die Arbeit mit und am Pferd, war es für mich äußerst wichtig das alles nicht unter den Teppich zu kehren. Wir kehren viel zu viel in unserem Alltag unter den Teppich, meist unbewusst, meist aus Selbstschutz. Nur was passiert, wenn mal kein Platz mehr darunter ist?

Von der Arbeit mit Pferden wissen wir dieses Konzept schon. Das Pferd muss Vorwärts gehen, nach etwas Neugelerntem bewege Dein Pferd. Nach einem frischen Galopp hören wir das wohlige Abschnauben, der Atem ist tief und weich, zufrieden. Das kannst Du auch für Dich zunutze machen, bevor Du alles unter den Teppich kehrst.

Nimm Dich und Deinen Körper wahr! Wie ist Dein Atem? Kreisen Deine Gedanken darum, wie Du aus der Nummer rauskommst? Sagt Dir der Teufel auf der Schulter „Du kannst das nicht?“

Versetz Dich in Bewegung! Nimm Dein Pferd und laufe stramm los oder jogge, so lange bis Du merkst, wie Deine Atmung sich normalisiert, tief und ruhig wird. An anderen Tagen hilft es vielleicht Dein Pferd ausführlich zu putzen oder Du kehrst die Stallgasse, es gibt viele Möglichkeiten in Bewegung zu bleiben.

Passiert es Dir, wenn Du schon im Sattel sitzt? Versuche die Situation aufzulösen in dem Du etwas reitest was einfach ist und Du Dich sicher fühlst, beobachte Deine Atmung, atme tief und bewusst in den Bauch, bis Du wieder ganz natürlich tief atmen kannst. Jetzt kannst Du entspannter wieder an die vorige Sache ran gehen. Bleibe in Bewegung! Oder schüttle einmal alles aus, Schultern, Arme, Beine, bewege alles wie es sich gerade gut anfühlt. Bleibe in Bewegung! Ich habe schon einige Schüler ihr Lieblingsrezept aufsagen lassen, oder sie sollten singen, wilde Grimassen mit lustigen Geräuschen schneiden. Bleibe in Bewegung!

 

Und ganz wichtig, glaube an Dich und sei stolz auf jeden noch so kleinen Erfolg. Dein Pferd glaubt auch an Dich!!! 

 

Blog zum Thema Fühlen:

 

Der fühlende Reiter, das hört man ja oft.

Aber was bedeutet das eigentlich?

Um fühlen zu können sollten wir vor allem auch wahrnehmen können. Wir alle haben sicher das ein oder andere beim Reiten wahrgenommen. Ausweichen der Hinterhand, Ausfallen über die Schulter, der äußere Steigbügel, der gegen die Bande donnert, um nur einige zu nennen.

Ursache dafür kann vieles sein, aber meist ist es ein Schiefenproblem des Pferdes und/oder des Reiters. Was wir meist fühlen, sind äußere Hilfen, die nicht angenommen werden, das Pferd setzt uns auf eine Seite bzw. wir schaffen es nicht beide Hüften im Gleichgewicht und gleich hochzuhalten.

Dagegen helfen nicht nur Sitzschulungen, Yoga, Reitunterricht und Co., auch im Alltag ohne Pferd können wir unsere Wahrnehmung auf diese Dinge schulen. Kleinigkeiten, die sich leicht umsetzen lassen und die uns helfen im Sattel uns besser wahrzunehmen. 

Achte mal beim Zähneputzen darauf auf welchem Bein Du immer stehst, oder auch beim Kochen oder der Kaffeepause im Büro. Das wird auch sicher das Bein, der Fuß sein, über dem mehr Gewicht im Steigbügel ist. Wie sitzt Du im Auto, zu Hause am Tisch oder im Büro? Überschlägst Du immer das gleiche Bein, wird das sicher auch die Hüfte sein, die Du im Sattel schwerer nach unten bekommst.

Leg Dich einfach mal auf den Rücken auf eher härteren Boden und scann mal Deine Körperteile durch wie sie aufliegen. Hat Deine rechte Schulter mehr Druck am Boden? Dann wirst Du evtl. oft Deine linke Schulter zu weit vorne haben.

Nehmen wir in unserem Alltag diese Dinge mehr wahr, werden sie uns im Sattel auch auffallen und wir können sie schneller ändern. Wir richten nicht nur das Pferd, sondern auch uns gerade, fühlen uns wohler in unserem Körper, spüren ihn mehr und halten uns fit und gesund.

In diesem Sinne, bleibt gefühlvoll!!!!!